„Vor Kurzem sind wir wohlbehalten und von grosser Dankbarkeit erfüllt aus unseren Ferien in Siem Reap in die Schweiz zurückgekehrt.
Im Dezember 2019 besuchten wir zum ersten Mal Kambodscha und haben uns damals in das Land, aber vor allem auch in die liebenswürdigen und freundlichen Einheimischen verliebt. Wir knüpften lokal Freundschaften und wurden nach der Rückkehr in die Schweiz durch Bekannte auf die Stiftung Eyes Open aufmerksam. Unser Wunsch, lokale Projekte der Stiftung zu besuchen, war pandemiebedingt in den vergangenen zwei Jahre leider nicht möglich. Umso glücklicher waren wir darum, nun endlich vor Ort den grossartigen Einsatz von Eyes Open und ihrer Partnerorganisation, Ponheary Ly Foundation, erleben zu dürfen.
Der erste Tag war dem Besuch der Schule in Romchek mit Unterstützung beim Kochen von Mittagessen für rund 230 Schulkinder gewidmet. Lori Carlson, die Präsidentin der Ponheary Ly Foundation, holte uns frühmorgens im Hotel ab. Gemeinsam mit dem Fahrer und Koch Hong sowie Ina, einer weiteren Besucherin aus der Schweiz, machten wir uns auf die zum Teil sehr holprige Fahrt von rund drei Stunden.
Bei der Ankunft waren die Kinder noch im Unterricht in ihren einfachen, aber sauberen und durch viele offene Fenster gut belüfteten Klassenzimmern. Vor der Schule war ein Team mit der Reparatur von unzähligen Fahrrädern beschäftigt; Inas Mann Urs war bereits seit 3 Tagen als «Velomech» im Einsatz. Ina und ich machten uns mit Lori und lokalen Köchinnen an die Vorbereitung des Mittagessens für die Kinder. Wir schnitten Gurken, panierten Hühnerfleisch mit viel Mehl und wuschen Reis. Auf offenem Feuer, in riesigen Wok Pfannen, wurde das Fleisch frittiert und der Reis gekocht.
Bevor die Kinder ihr Essen in ihren persönlichen Tellern abholen konnten, wuschen sie sich gewissenhaft ihre Hände und Gesichter. Danach standen sie, die Jüngsten zuerst, begleitet von ihren Lehrpersonen, geduldig in Reih und Glied an. Bewegt durfte ich bei der Essensausgabe mithelfen und in viele hoffnungsvolle und neugierige Kindergesichter blicken. Schnell war die erste Portion vertilgt und viele Kinder liessen sich noch gerne nachschöpfen. Anschliessend spülten die Kinder ihre Teller und putzten die Zähne.
Eine sichere Schule mit einer gut eingerichteten Bibliothek, ein sättigendes Mittagessen, hygienische Grundkenntnisse und Zahnpflege, ein Fahrrad, das sind einfache, aber so wichtige Mittel für eine hoffentlich immer bessere Zukunft dieser Kinder!
Der zweite Besuchstag starteten wir wiederum begleitet von Lori im Learning Center in Siem Reap. Dieses Center befindet sich am Hauptsitz der Ponheary Ly Foundation. Räumlich liegt das Haus ideal in der Mitte der zwei öffentlichen High-Schools von Siem Reap, so dass der Weg für alle interessierten SchülerInnen machbar ist. Wir sind von der Einrichtung der diversen Schulzimmer, der Bibliothek, den Computer Labs und vor allem dem Team und Lehrpersonal vor Ort sehr beeindruckt. Das Engagement und die Begeisterung für ihre so wertvolle Arbeit sind greifbar und inspirierend. Einige der Coaches sind ehemalige SchülerInnen der Stiftung. Mit grossem Fachwissen und jahrelangem Einsatz für die Foundation, erläutert uns Lori den Aufbau ihrer Organisation und die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stiftung Eyes Open. Sie und Claudia bilden ein perfektes Team und setzen sich gemeinsam für das Ziel einer besseren Bildung, von Kindergarten bis zum Universitätsabschluss ein. Wir dürfen bei dieser Gelegenheit auch die Gründerin der Stiftung, Ponheary Ly, kennenlernen. Ihre bescheidene, liebenswürdige Persönlichkeit, ihre Familiengeschichte und ihr daraus entstandenes «Lebenswerk» beeindruckt uns tief.
Nach diesem Besuch geht es in Loris Auto weiter ins Khnar Village Learning Center. Dieses Center liegt ganz in der Nähe der öffentlichen Grundschule und bald treffen bereits die ersten Kinder auf ihren Rädern zum Mittagessen ein. Vor dem Essen wird noch sauber gemacht; verschiedene Kinder ergreifen unaufgefordert Reisigbesen und wischen Wege und Schulzimmer. Offensichtlich gibt es hier einen «Ämtliplan».
Auch hier waschen sich die Kinder zuerst gründlich, bevor ihnen ihr verdientes Essen von ansässigen Müttern geschöpft wird. Nach dem Mittagessen begeben sich die Kinder in ihre zugeteilten Arbeits- und Studiengruppen. Einige in der Bibliothek, andere im Computer Raum oder draussen an einem Mal-/Basteltisch. All diese Kinder bewältigen lange Schultage. Der Unterricht in der öffentlichen Schule beginnt um 6.00 Uhr und dauert bis 11 Uhr. Nach dem Mittagessen werden die Kinder im Learning Center an sechs Tagen in der Woche weiter unterrichtet. Der Schulweg ist für viele Kinder lang, selbst mit Fahrrad.
Wir beide sind noch jetzt völlig überwältigt und berührt von all den Erlebnissen und wunderschönen Begegnungen. Menschen, die ihre Energie, ihr Wissen, einen Teil ihres Lebens und Vermögens für die Vision einer besseren Zukunft der kambodschanischen Kinder und Jugendlichen einsetzen, gebührt unser grösster Respekt und Dank!
Mit grosser Dankbarkeit erkennen wir das Glück und Privileg, in der Schweiz geboren zu sein und hier drei gesunde Kinder grossziehen zu können.“