„Mitte Juni war es endlich soweit: Ich tauschte das graudominierte Grossraumbüro gegen zwei buntgeschmückte Klassenzimmer, Kommunikationskonzepte gegen Englischwörterlisten und Business Casual gegen lange weite Kleidung mit ganz viel Sonnen- und Mückenschutz. Während drei Wochen war ich Teil des Ponheary Ly Foundation Teams, der Partnerorganisation von Eyes Open in Kambodscha. Als Spelling Bee unterrichtete ich Schüler im Khnar Village Learning Center und an der Chey Primary School in Englisch.
Nach einer einstündigen Ruckelfahrt im Tuktuk frühmorgens, entlang an Reisfeldern, Kühen, Dörfern und umgeben von Schulkindern, die auf dem Velo unterwegs zur Schule waren, begann um sieben Uhr meine erste Unterrichtsstunde: Good Morning Teacher! Hallte es mir lauthals entgegen. Strahlend und erwartungsvoll blickten mich zahlreiche Kinderaugen an. Ob des herzlichen Empfangs durch die Kinder und Chenda, beziehungsweise Ka’Oun, den beiden Englischlehrern, verflog mein anfängliches Bauchkribbeln im Nu – ich war nie zuvor als Lehrerin vor einer Schulklasse gestanden. Chenda und Ka’Oun standen mir jederzeit mit Tipps zur Seite und agierten als Übersetzer, wann immer es nötig war.
Während zwei Stunden täglich hiess es nun Englischwörter buchstabieren (Switzerland war der grosse Hit, da lang und schwierig zum Buchstabieren ?), Englischwörter in Khmer übersetzen und Sätze bilden. Ich war beeindruckt, wie gut die Kinder diese Sprache bereits sprechen, hatten sie doch erst vergangenen November damit begonnen, Englisch zu lernen. Die Kinder waren sehr lehrbegierig und stolz darauf, mir zu zeigen, was sie schon alles wussten. Bei all dem Lernen kam auch der Spass nicht zu kurz, wir haben viel gelacht: bei der Pantomime und Wörtererraten, beim Wettrennen, welche Gruppe zuerst ihr Wort nacheinander an die Wandtafel geschrieben hatte. Und für besonders grosse Lacher sorgten meine zugegebenermassen unbeholfenen Versuche, die Englischen Ausdrücke, die die Kinder in Khmer übersetzt hatten, nachzusprechen. Die Unterrichtsstunden haben wir abwechselnd mit einem Lied, einem Spiel oder beim Fangenspielen draussen abgeschlossen. Das brachte uns alle etwas ausser Atem und besonders mich bei brütender Hitze zum Schwitzen.
Da der Unterricht an der Chey School über Mittag stattfand, durfte ich mit den Kindern zusammen Mittagessen. Ihre Freude über die Baguettes mit Kondensmilch, ein klebrigsüsses Festmahl für die Kinder, werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Dabei haben sie immer darauf geachtet, die Reste für ihre Geschwister mit einzupacken. Der grosse Zusammenhalt zwischen den Kindern, ihre Hilfsbereitschaft mir und einander gegenüber hat mich sehr berührt und beeindruckt.
Das grosse Highlight zum Ende meines Freiwilligeneinsatzes war ohne Zweifel die Spelling Competition, an der die Buchstabierköniginnen- und könige der beiden Schulklassen ihr Wissen zeigen konnten. Alle hatten sich in der Vorbereitung für den grossen Tag sehr ins Zeug gelegt: Ein weisses Zelt war mit bunten Luftballons geschmückt, ein grosses Plakat hiess die Klasse der Chey School willkommen und die Zuschauer feuerten die Buchstabierenden mit selbstgebastelten Pompons an. Sogar einige Eltern waren mit dabei. Sie liessen an dem Tag ihre Arbeit ein paar Stunden ruhen, um dem grossen Ereignis beizuwohnen.
Die Zeit verging wie im Flug, die drei Wochen waren viel zu kurz und sehr gerne wäre ich noch länger in Kambodscha geblieben, um zu helfen. Das werde ich jetzt wieder von der Schweiz aus tun im Wissen, dass mein Geld in den besten Händen ist und dort ankommt, wo es auch wirklich gebraucht wird. Herzlichen Dank an alle, die Eyes Open dabei unterstützen und an Claudia von Eyes Open, die sich mit Herzblut für ihre Stiftung engagiert. Ich kann Eyes Open jedem zur Unterstützung empfehlen.“